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Sie filmten wie ich geschlagen wurde und schickten das Video an meine Mutter.

2
April
2025

Moinul*, ist 29 Jahre alt als er am 27. Dezember 2023 von den Teams der Ocean Viking von einem seeuntüchtigen Boot in Seenot gerettet wurde. Er berichtet der Crew warum und wie er aus Bangladesch geflohen ist.

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Sie filmten wie ich geschlagen wurde und schickten das Video an meine Mutter.

Moinul*

Heimatland

Bangladesch

Rettungsdatum

27
December
2023

Alter

29

Moinul*, ist 29 Jahre alt als er am 27. Dezember 2023 von den Teams der Ocean Viking von einem seeuntüchtigen Boot in Seenot gerettet wurde. Er berichtet der Crew warum und wie er aus Bangladesch geflohen ist.

Moinul*, ist 29 Jahre alt als er am 27. Dezember 2023 von den Teams der Ocean Viking von einem seeuntüchtigen Boot in Seenot gerettet wurde. Er berichtet der Crew warum und wie er aus Bangladesch geflohen ist.

„In Bangladesch wurde ich in einen jahrzehntelangen Konflikt zwischen meiner Familie und einer rivalisierenden Gemeinschaft hineingezogen – ausgelöst durch Streitigkeiten, die schon zur Zeit meiner Großeltern begannen. Als sich die Situation zuspitzte, hatte ich Angst um mein Leben. Jemand erzählte mir, dass ich für 15.000 Euro innerhalb einer Woche nach Europa gelangen könnte. Verzweifelt griff ich nach dieser Hoffnung: Ich flog zuerst nach Dubai, dann weiter nach Alexandria in Ägypten, von dort aus nach Libyen.

Im ersten Lager herrschten unmenschliche Bedingungen – zwei Scheiben Brot pro Tag, und bis zu 60 Menschen, die sich eine Toilette teilen mussten. Um auf das Boot nach Europa zu kommen, musste ich die zweite Hälfte der Summe bezahlen. Mein Vater verkaufte sein Land, um mir zu helfen. Nach dem Geldtransfer kam ich in ein anderes Lager. Dort wurde eines Tages alles von einer libyschen Mafia gestürmt – sie verlangten 10.000 Euro von jedem von uns. Als mein Vater davon erfuhr, wurde er sehr wütend, machte meine Mutter für alles verantwortlich und warf sie aus dem Haus.

Ich hatte inzwischen das Geld für die Überfahrt. Doch kurz bevor wir das Boot bestiegen, wurden wir an eine andere Mafia weiterverkauft. Sie forderten erneut Geld. Als meine Familie nichts mehr schicken konnte, wurde ich zur Strafe jeden Morgen und jeden Abend zusammengeschlagen.

Sie filmten wie ich geschlagen wurde und schickten das Video an meine Mutter. Der Anblick brach sie. In ihrer Verzweiflung wollte sie ihre Niere verkaufen, um mich zu retten. Auch wenn sie nicht mehr im Haus lebte, überzeugten Bekannte meinen Vater, unser Haus zu verkaufen.

Ich wollte nicht länger eine Last sein. Ich versuchte, mir im Lager das Leben zu nehmen – doch die Decke brach dabei an. Ich überlebte und wurde entdeckt. Danach wurde ich noch brutaler misshandelt. Kurz darauf forderten meine Entführer wieder 3.000 Euro. Irgendwie schaffte es meine Familie, auch dieses Geld aufzubringen. Ich wurde aufs Meer geschickt, doch das Boot wurde in den maltesischen Gewässern abgefangen. Ich kam wieder in Haft.

Ein Mann kam ins Lager und fragte, wer freigelassen werden will. Ich meldete mich. Er erklärte mir, er habe 4.000 Euro für meine Freilassung bezahlt – und ich müsse ihm das zurückzahlen. Er übergab mich an einen Landsmann aus Bangladesch, der ein privates Gefängnis betrieb. Er verlangte erneut Geld von meiner Familie. Wieder schafften sie es irgendwie, zu zahlen. Nach meiner Freilassung bekam ich Kontakt zu einem Schlepper, der für „erfolgreiche“ Überfahrten bekannt war. Er verlangte 8.000 Euro. Mit Hilfe von Nachbarn und der Gemeinschaft sammelten meine Eltern das Geld.

Ich wagte erneut die Überfahrt – wurde wieder aufgegriffen, erneut inhaftiert. Doch der Schlepper holte mich ein weiteres Mal heraus und brachte mich schließlich auf jenes Boot, das von der Besatzung der Ocean Viking gerettet wurde.

Heute hat meine Familie 45.000 Euro Schulden – in einem Land, in dem das durchschnittliche Monatseinkommen eines Beamten bei etwa 60 Euro liegt.“

Zeugnis gesammelt von Alisha Vaya an Bord der Ocean Viking im Dezember 2023.

*Der Name wurde geändert, um die Anonymität des Überlebenden zu wahren.

Credits: Alisha Vaya / SOS MEDITERRANEE

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