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Neue besorgniserregende Entwicklung im zentralen Mittelmeer

18
October
2024

In den vergangenen Monaten hat SOS MEDITERRANEE eine Zunahme staatlicher und nicht staatlicher Akteure im zentralen Mittelmeer beobachtet, die den Kreislauf der Gewalt auf See und in Libyen weiter vorantreiben.

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Neue besorgniserregende Entwicklung im zentralen Mittelmeer

18
October
2024

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In den vergangenen Monaten hat SOS MEDITERRANEE eine Zunahme staatlicher und nicht staatlicher Akteure im zentralen Mittelmeer beobachtet, die den Kreislauf der Gewalt auf See und in Libyen weiter vorantreiben.

In den vergangenen Monaten hat SOS MEDITERRANEE eine Zunahme staatlicher und nicht staatlicher Akteure im zentralen Mittelmeer beobachtet, die den Kreislauf der Gewalt auf See und in Libyen weiter vorantreiben.

Die Rücksichtslosigkeit der EU finanzierten libyschen Küstenwache ist gut dokumentiert.  Die Ocean Viking und andere Such- und Rettungsschiffe waren bereits mehrfach kritischen Situationen in der libyschen Such- und Rettungsregion ausgesetzt. Unbekannte maskierte bewaffnete Männer auf Schnellbooten griffen wiederholt in Rettungseinsätze ein. Die Schnellboote waren entweder Festrumpfschlauchboote (RHIB) oder Glasfaserboote, grau oder schwarz mit leistungsstarken Motoren. Mehrfach führten sie gefährliche Manöver um die Ocean Viking herum aus, näherten sich laufenden Rettungseinsätzen oder zwangen sogar Menschen in Not ins Wasser zu springen, was Panik auslöste und Menschenleben gefährdete.

Der humanitäre Raum im Mittelmeer war noch nie so eingeschränkt wie jetzt. Dies zwingt die Such- und Rettungsorganisationen dazu, zwischen bewaffneten Akteuren zu manövrieren, um die dringendste und gleichzeitig grundlegendste Aufgabe zu erfüllen: Kinder, Frauen und Männer vor dem Ertrinken zu retten.

Ein Rückblick auf drei kritische Ereignisse der letzten Monate:

9. Juli

Am 9. Juli erhielt die Ocean Viking einen Notruf von Alarm Phone zu einem überfüllten Holzboot. Kurz darauf sichtete die Crew der Ocean Viking das doppelstöckige Boot und begann mit den Rettungsmaßnahmen. Alle Personen an Bord erhielten vor der Evakuierung eine Rettungsweste. Während die Crew danach begann die Überlebenden auf die Schnellrettungsboote zu evakuieren, näherten sich zwei nicht identifizierte RHIBs. Eines der beiden RHIBs war schwarz, das andere grau. Das graue RHIB fuhr direkt an das in Seenot geratene Holzboot heran. Zwei bewaffnete, maskierte Männer stiegen auf das Holzboot, während noch einige der Schiffbrüchigen an Bord waren. Panik brach aus, und etwa 20 Personen sprangen aus Angst, gegen ihren Willen nach Libyen zurückgebracht zu werden, ins Wasser.

Unserem Rettungsteam gelang es, alle Personen an Bord unserer Rettungsschnellboote zu bringen und dann auf die Ocean Viking zu evakuieren. Ein Überlebender, der ins Wasser gesprungen war, litt stark an Unterkühlung und emotionalem Stress, sodass er bei seiner Ankunft auf der Ocean Viking an Deck zusammenbrach.

Am Ende des Rettungseinsatzes fuhren die beiden maskierten Männer das leere Holzboot Richtung Süden weg, begleitet von den RHIBs.

Für eine Zusammenfassung der Situation sieh Dir dieses Video an, in dem Jérôme, der Leiter des Such- und Rettungsteams, die kritische Situation erklärt:  

30. Juli

Am 30. Juli sichtete die Ocean Viking nacheinander zwei überfüllte Holzboote in Seenot. Die Schnellrettungsboote von SOS MEDITERRANEE wurden zu Wasser gelassen, und es wurden zunächst 96 Menschen gerettet. Während des Rettungseinsatzes wurden zwei nicht identifizierte Boote in der Nähe gesichtet, die jedoch Abstand hielten. Kurz darauf bereitete sich das Team auf eine weitere Rettung vor, bei der 100 Menschen evakuiert wurden. Nachdem alle Personen an Bord der Schnellrettungsboote von SOS MEDITERRANEE waren, näherten sich erneut zwei nicht identifizierte Boote der Situation, hielten jedoch wieder Abstand.

In beiden der Fälle waren die Personen auf den nicht identifizierten Booten maskiert. Sie nahmen die leeren Holzboote mit und fuhren Richtung Süden.  

9. Oktober

Am 9. Oktober sichtete die Ocean Viking in der Ferne zwei Boote, die Seite an Seite fuhren. Plötzlich begann eines der Boote, sich mit hoher Geschwindigkeit der Ocean Viking zu nähern.

Zunächst sah die Crew von SOS MEDITERRANEE zwei maskierte Männer, die das graue Schnellboot steuerten. Erst als das Boot sehr nah an die Ocean Viking herankam, konnte die Crew erkennen, dass sich sechs weitere Personen an Bord befanden. Die sechs Personen wurden von den nicht identifizierten Männern bedroht. Sie wurden gezwungen, ins Wasser zu springen, einige von ihnen trugen keine Schwimmwesten. Das Schnellboot verließ die Situation darauf sofort mit hoher Geschwindigkeit.

Das Team von SOS MEDITERRANEE reagierte schnell und setzte Schnellrettungsboote ein, um die sechs Menschen so zügig wie möglich aus dem Wasser zu retten. Sie waren unterkühlt und dehydriert. Eine Person litt an Seekrankheit und war zu geschwächt, um stehen zu können. Sie wurde auf einer Trage zum Mutterschiff Ocean Viking evakuiert.

Die Überlebenden berichteten SOS MEDITERRANEE später, dass die maskierten Männer Waffen an Bord hatten.

SOS MEDITERRANEE ist zutiefst besorgt über die Zunahme bewaffneter Akteure im zentralen Mittelmeer und die Eskalation gefährlicher Manöver und Handlungen, die das Leben von Menschen direkt bedrohen. In zwei dieser Fälle hätten Menschen vor unseren Augen ertrinken können, nachdem sie von nicht identifizierten Akteuren in Gefahr gebracht wurden.

SOS MEDITERRANEE hat zahlreiche Berichte von Überlebenden gesammelt, die Beweise für das rücksichtlose Verhalten von Milizen in Libyen liefern. Die Milizen in Libyen agieren oft in Zusammenarbeit mit Schmugglern, der Polizei und der libyschen Küstenwache. Die anhaltende Unterstützung europäischer Staaten für die libyschen Behörden, die mit wenig Transparenz und Verantwortlichkeit handeln, kann zu diesen kritischen Situationen auf dem Mittelmeer beitragen.

Wir fordern die europäischen Staaten auf, die Verantwortung und Transparenz gegenüber ihren Bürger*innen zu wahren, wenn sie sogenannte Drittländer wie Libyen finanzieren. Solche rechtswidrigen Vorfälle müssen untersucht werden.

Titelbild: Claire Juchat / SOS MEDITERRANEE

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