"Wir bekamen nur sehr wenig Wasser und Essen."
Bassel ist 26 Jahre alt. Er wurde am 30. Oktober 2024 zusammen mit 24 anderen Männern aus einem Holzboot in der sich überschneidenden maltesischen und tunesischen Such- und Rettungsregion aus Seenot evakuiert. Die Überlebenden berichteten, dass sie vier Tage lang bei schlechtem Wetter auf See verbracht hatten und ihnen schnell das Wasser und die Lebensmittel ausgegangen waren.
"Wir bekamen nur sehr wenig Wasser und Essen."
Bassel*
Heimatland
Rettungsdatum
Alter


Bassel ist 26 Jahre alt. Er wurde am 30. Oktober 2024 zusammen mit 24 anderen Männern aus einem Holzboot in der sich überschneidenden maltesischen und tunesischen Such- und Rettungsregion aus Seenot evakuiert. Die Überlebenden berichteten, dass sie vier Tage lang bei schlechtem Wetter auf See verbracht hatten und ihnen schnell das Wasser und die Lebensmittel ausgegangen waren.
TRIGGERWARNUNG: Der folgende Artikel enthält grafische Schilderungen von Folter, Gewalt und Verletzungen.
Kontext: Bassel ist 26 Jahre alt. Er wurde am 30. Oktober 2024 zusammen mit 24 anderen Männern aus einem Holzboot in der sich überschneidenden maltesischen und tunesischen Such- und Rettungsregion aus Seenot evakuiert. Die Überlebenden berichteten, dass sie vier Tage lang bei schlechtem Wetter auf See verbracht hatten und ihnen schnell das Wasser und die Lebensmittel ausgegangen waren.
Ich habe mich entschieden nach Libyen zu gehen, um meiner Familie dabei zu helfen, die Hochzeiten meiner Schwestern zu finanzieren. In Ägypten ist die Hochzeit einer Frau mit hohen Kosten für ihre Familie verbunden.
In Libyen gibt es mehr Arbeitsmöglichkeiten und höhere Löhne. Also bin ich dorthin gegangen, um zu arbeiten. Aber die Bedingungen waren nicht einfach, deshalb kehrte ich zwischenzeitlich wieder nach Ägypten zurück. Die finanzielle Situation meiner Familie zwang mich jedoch, erneut nach Libyen zu gehen, um von dort aus nach Europa zu reisen. In der Hoffnung dort Arbeit zu finden, um meine Familie unterstützen zu können.
Als ich die Schlepper gefunden hatte, hielten sie mich mit etwa 30 anderen Menschen in einem Lagerhaus fest.
Wir bekamen nur sehr wenig Wasser und Essen, und wir mussten untereinander kämpfen, um unseren Anteil zu bekommen. Ich beschwerte mich darüber, woraufhin ein Schlepper mir Säure über mein Bein schüttete. Ich sah nur noch Rauch aus meiner Haut aufsteigen.
Dann konnte ich den Knochen sehen. Es war kaum noch Haut übrig, ich konnte einen halben Finger durch das Loch stecken, das die Säure hinterlassen hatte. Außerdem schnitten sie mir die Hand an zwei Stellen auf. Ich musste die Wunden selbst nähen, mit einer Nadel, die ich gefunden hatte.

Eines Tages beschloss der Schlepper, dass es Zeit war zu gehen. Er sagte, es würde alles gut gehen, es gäbe einen Fahrer und Schwimmwesten. Wir wurden zu einem Boot gebracht und erhielten 12 Croissants und ein paar Datteln für insgesamt 25 Personen an Bord und jeweils eine kleine Flasche Wasser. Weil wir im Lagerhaus kaum etwas zu essen bekommen hatten, waren wir so hungrig, dass wir bereits nach dem Ablegen alles aufgegessen hatten.
Nach einiger Zeit kam ein Boot, um den Fahrer abzuholen und ließ uns allein zurück mit der Anweisung „fahrt geradeaus“.
Wir hatten keine Ahnung, wo wir waren und wohin wir fahren sollten. Wir versuchten, den Kompass auf unserem Handy zu benutzen, aber aufgrund der Wellen fuhr das Boot nicht geradeaus. Irgendwann fiel einer der beiden Motoren aus.
Wir hatten ein Satellitentelefon und riefen mehrmals eine Nummer an, die man uns gegeben hatte. Aber wir hatten nicht viel Hoffnung. Wir sahen mehrere Boote, aber niemand kam, um uns zu helfen.
Wir sprachen ein Gebet, das Gebet, das Muslim*innen vor dem Tod sprechen. Wir fühlten uns, als wären wir schon tot. Nach vier langen Tagen ohne Wasser und Essen, seekrank, nass und frierend, sahen wir euer Schiff am Horizont.
Als wir das Lächeln der Menschen auf den orangefarbenen Booten sahen, verstanden wir, dass ihr gekommen wart, um uns zu helfen. Wir fühlten uns, als wären wir wiedergeboren.
*Name wurde geändert
Aufgezeichnet und verschriftlicht von Alisha Vaya
Foto-Credits: Camille Martin Juan / SOS MEDITERRANEE
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