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"Es ist unmöglich für uns, nach Syrien zurückzukehren..."

16
July
2025

Samia* und Nari* sind 21 und 28 Jahre alt und kommen aus Syrien. Sie sind ein jesidisches Paar. Jesid*innen sind eine religiöse Minderheit, die seit dem 7. Jahrhundert in vielen Ländern verfolgt werden und auch heute noch Diskriminierungen ausgesetzt sind.

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"Es ist unmöglich für uns, nach Syrien zurückzukehren..."

Samia* & Nari*

Heimatland

Syrien

Rettungsdatum

27
January
2025

Alter

21 & 28 Jahre

Samia* und Nari* sind 21 und 28 Jahre alt und kommen aus Syrien. Sie sind ein jesidisches Paar. Jesid*innen sind eine religiöse Minderheit, die seit dem 7. Jahrhundert in vielen Ländern verfolgt werden und auch heute noch Diskriminierungen ausgesetzt sind.

Samia* und Nari* sind 21 und 28 Jahre alt und kommen aus Syrien. Sie sind ein jesidisches Paar. Jesid*innen sind eine religiöse Minderheit, die seit dem 7. Jahrhundert in vielen Ländern verfolgt werden und auch heute noch Diskriminierungen ausgesetzt sind. Im Jahr 2014 beging der Islamische Staat einen Genozid am jesidischen Volk.

Samia und Nari wurden am 27. Januar 2025 zusammen mit 90 Menschen von zwei Booten gerettet. In derselben Nacht war unser Team mit einer kritischen Situation konfrontiert: Das Herz eines 7-jährigen Kindes hörte nach dem Rettungseinsatz auf zu schlagen. Nach einer erfolgreichen Wiederbelebung wurde das Mädchen zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester per Hubschrauber nach Malta evakuiert. Leider verstarb es kurz darauf im Krankenhaus.

"Wir haben Syrien verlassen und im Februar 2024 im Libanon geheiratet. Wir haben uns im Libanon kennengelernt. Mein Bruder ist mit Samias Schwester verlobt. Wir verliebten uns und heirateten. Fünf Jahre lang habe ich im Libanon versucht, vom UNHCR Hilfe zu bekommen, aber ohne Erfolg. Es ist unmöglich für uns, nach Syrien zurückzukehren, und auch das Leben im Libanon ist sehr schwierig für uns. Wir haben mit drei Brüdern in einem Haus gelebt. Deshalb haben wir beschlossen zu gehen. Unsere Familie war dagegen. Wir wussten, dass es gefährlich war ... ein kleines Mädchen ist während der Reise gestorben.

Wir mussten 2.500 Dollar bezahlen, um vom Libanon nach Benghazi zu fliegen. Dort trafen wir einen syrischen Mann, Abu Ahmed, der uns mit einem libyschen Militäroffizier bekannt machte.

Aber dieser Mann hat uns betrogen und uns 16.000 Dollar gestohlen. Wir gaben ihm das Geld, aber nach sechs Monaten war nichts passiert, und wir waren immer noch in Libyen. Es war ein Betrug.

Also ging ich zu seinem Haus und forderte unser Geld zurück, aber er weigerte sich. Dann haben sie uns entführt. Sie setzten mich auf den Rücksitz eines Autos, und Samia saß vorne. Wir fuhren neun Stunden lang, und dann brachten sie uns zu einem Haus in Zawiya. Sie ließen uns dort zurück, ohne Essen, ohne alles. Sie verlangten mehr Geld, um uns freizulassen. Ich glaube, er hat das getan, damit wir uns nicht beschweren. Wir wurden mit einer anderen Familie eingesperrt. Nach 15 Tagen wurden wir endlich freigelassen.  

In Libyen gibt es keine Möglichkeit, offiziell Anzeige zu erstatten. Aber es ist mir gelungen, seine Identität herauszufinden. Als ich auf der Suche nach einem Schleuser war, empfahl mir jemand diesen Mann und schickte mir seinen Ausweis, um zu beweisen, dass er beim Militär war. Ich möchte, dass die Person, die uns betrogen hat, verurteilt wird. Viele Menschen leiden seinetwegen. Er stiehlt und tötet. Sein einziger Traum ist es, so viel Geld wie möglich zu sammeln und damit nach Europa zu gehen. Er hat so viele Menschen betrogen.

Nari & Samia an Bord der Ocean Viking

Wir haben dann jemanden gefunden, der uns bei der Überfahrt half, einen Mann aus Syrien. Wir haben ihm jeweils 8.000 Dollar bezahlt. Meine Familie hat das gezahlt. Wir haben schon einmal versucht das Meer zu überqueren, aber wir wurden abgefangen. Weil wir ein syrisches Paar waren, wurden wir nicht ins Gefängnis gesteckt. Wenn man alleinstehend und nicht syrisch ist, wird man inhaftiert.

Wir sind Jesid*innen. Das Leben in Syrien und im Libanon war sehr hart für uns.

All das tun wir für unsere Familie, für unser zukünftiges Kind. Ich möchte gerne Schneider werden. Samia: Und ich würde gerne in einem Schönheitssalon arbeiten. Das war unsere Arbeit im Libanon.

Wenn wir in Europa ankommen, wissen wir noch nicht, wohin wir gehen werden. Wir werden unsere Reise fortsetzen, bis wir unseren Traum verwirklicht haben.

Das Gespräch wurde von Lucille Guenier verschriftlicht.

*Die Namen wurden zum Schutz der Überlebenden geändert.

Foto Credits: Charles Thiefaine / SOS MEDITERRANEE

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