Ich bin es nicht gewohnt, Schüsse zu hören.
John befand sich an Bord der Ocean Viking als die libyschen Küstenwache das Schiff angraf.
Ich bin es nicht gewohnt, Schüsse zu hören.
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John befand sich an Bord der Ocean Viking als die libyschen Küstenwache das Schiff angraf.
John an Bord der Ocean Viking über den Angriff der libyschen Küstenwache
Ich war am hinteren Ende des Decks und kümmerte mich um die Überlebenden. Plötzlich hörten wir über Funk, dass sich die libysche Küstenwache mit hoher Geschwindigkeit näherte und dass das Sicherheitslevel sofort auf Stufe 1 angehoben wird.
Also schlossen wir die Vorhänge am hinteren Deck, damit die libysche Küstenwache die 87 Überlebenden nicht sehen konnte. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass niemand sichtbar war, bin ich vor der Tür der Männerunterkunft stehen geblieben. Ich sprach gerade mit Andrea, der Leiterin des Protection-Teams, als sie sagte, sie könne das libysche Boot sehen. Ich drehte mich um – und tatsächlich, sie waren sehr nah. Wir achteten darauf, dass die Überlebenden nicht aus den Fenstern schauten und niemand sich auf dem Deck bewegte.
Dann hörten wir plötzlich einen Schuss in der Ferne. Ich bin es nicht gewohnt, Schüsse zu hören. Wir schauten uns an, und dann wieder zum Boot, das auf uns zukam. Ein zweiter Schuss fiel – und dieser traf unser Schiff; wir hörten den Einschlag im Metall.
Sofort riefen wir alle Überlebenden in die Männerunterkunft und sagten ihnen, sie sollten in Deckung gehen. Das libysche Schiff kam näher und feuerte weiter. Wir sagten allen, sie sollen sich hinlegen. Die Überlebenden wirkten weniger panisch als wir und wir mussten sie drängen, sich tatsächlich hinzulegen.
Das libysche Boot fuhr dann extrem nah hinter uns vorbei und schoss weiter. Wir hörten Einschläge am Rumpf, direkt neben uns. Durch das Fenster konnten wir ihre Flagge sehen. Während sie uns umkreisten feuerten sie sowohl Einzelschüsse als auch Salven auf das Schiff und unsere Rettungsboote.
Der Alarm wurde auf Stufe 2 erhöht. Eigentlich hätten wir uns in die Unterkunftsräume begeben und die Überlebenden in der Männerunterkunft lassen sollen, aber das war unmöglich. Andrea funkte, dass wir zu dritt noch in der Männerunterkunft waren und die Libyer zu nah und zu sichtbar, um uns zu bewegen.
Uns wurde befohlen, unten zu bleiben und uns nicht zu bewegen, bis wir weitere Anweisungen erhielten. Sie feuerten weiter.
Kurz darauf wurde Alarmstufe 3 ausgelöst: Alle mussten sich in die Zitadelle des Schiffs begeben, den Schutzraum im Fall eines Angriffs. Andrea meldete, dass wir das nicht tun konnten, da wir in der Männerunterkunft festsaßen. Uns wurde erneut gesagt, unten zu bleiben, und auf weitere Anweisungen zu warten.
Wir warteten und versuchten, die Überlebenden ruhig zu halten, während sie am Boden lagen. Schließlich kam der Befehl, sofort ins Schiffsinnere zu laufen und die Zitadelle zu erreichen.
Wir rannten los, über das Deck zum Eingang der Crewunterkunft, doch das libysche Boot tauchte direkt vor uns auf. Wir warfen uns auf den Boden, um nicht getroffen zu werden, und krochen einer nach dem anderen hinein. Drinnen schafften wir es schließlich zur Zitadelle, wo wir mit dem Rest des Teams warteten, bis die Brücke bestätigte, dass die Libyer abgezogen und wir in Sicherheit waren.
Foto Credits: Max Cavallari / SOS MEDITERRANEE
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"...Doch vor allem hatten sie versucht, uns zu töten."

"Rettungsgeräte, Schwimmringe, Krankentragen - von Kugeln durchsiebt."

„Was, wenn die Kugeln es durchschlagen?“
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