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Krieg, Gewalt und andere Gründe, warum Menschen fliehen müssen

10
September
2025

Seit 2016 hat SOS MEDITERRANEE Menschen aus rund 50 Ländern aus Seenot gerettet. Im Jahr 2025 haben wir an Bord unseres Rettungsschiffes 29 verschiedene Nationalitäten gezählt. Viele dieser Menschen flohen vor bewaffneten Konflikten und Gewalt in ihren Herkunftsländern.

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Krieg, Gewalt und andere Gründe, warum Menschen fliehen müssen

10
September
2025

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Seit 2016 hat SOS MEDITERRANEE Menschen aus rund 50 Ländern aus Seenot gerettet. Im Jahr 2025 haben wir an Bord unseres Rettungsschiffes 29 verschiedene Nationalitäten gezählt. Viele dieser Menschen flohen vor bewaffneten Konflikten und Gewalt in ihren Herkunftsländern.

Die Ocean Viking patrouilliert vorwiegend vor der libyschen Küste, um Menschen aus Seenot zu retten. Viele der Geretteten wagen die Überfahrt von Libyen aus, allerdings werden auch immer wieder Boote in Seenot entdeckt, die von den Küsten Tunesiens oder sogar der Türkei abgefahren sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Überlebenden an Bord der Ocean Viking auch aus diesen Ländern stammen. Seit 2016 hat SOS MEDITERRANEE Menschen aus rund 50 Ländern aus Seenot gerettet. Im Jahr 2025 haben wir an Bord unseres Rettungsschiffes 29 verschiedene Nationalitäten gezählt. Viele dieser Menschen flohen vor bewaffneten Konflikten und Gewalt in ihren Herkunftsländern.

„ Viele Menschen haben zu Hause ein Familienmitglied verloren, ihre Mutter oder ihren Bruder. Ich habe einen Freund verloren. Israel hat den gesamten Libanon bombardiert. Sie haben mein Dorf bombardiert. In meinem Dorf Joun starben 27 Menschen, die sich in zwei Häusern befanden. “

Mohamed*, 20 Jahre, aus dem Libanon - gerettet im Januar 2025

Entwicklungen im Jahr 2025

Zwischen Januar und August 2025 rettete die Ocean Viking 1.325 Menschen aus 29 verschiedenen Herkunftsländern. Besonders häufig vertreten waren Überlebende aus Bangladesch, Eritrea und Pakistan.

Im Sommer 2025 verzeichneten wir zudem eine steigende Zahl von Menschen aus dem Sudan – einem Land, in dem seit dem Ausbruch eines schweren bewaffneten Konflikts im Jahr 2023 mehr als 12 Millionen Menschen vertrieben wurden [4]. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen erlebt das Land derzeit eine der gravierendsten und komplexesten humanitären Krisen weltweit[5].

Die am häufigsten vertretenen Herkunftsländer der Geretteten an Bord der Ocean Viking verändern sich von Jahr zu Jahr. Diese Entwicklungen lassen sich teilweise auf globale Krisen, Konflikte und humanitäre Notlagen zurückführen. Gleichzeitig ist wichtig zu betonen, dass die Zusammensetzung der Geretteten an Bord nicht zwangsläufig repräsentativfür alle Menschen ist, die täglich die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer wagen.

Individuelle Menschen, vielfältige Geschichten

Ob Frauen, Männer oder Kinder, jede gerettete Person an Bord der Ocean Viking bringt ihre eigene, individuelle Geschichte mit. Wir hören von Flucht vor Konflikten, vor politischer Gewalt, vor Hunger; oder aber von Flucht vor den Folgen des Klimawandels oder vor häuslicher Gewalt – wobei letzteres insbesondere Frauen und Mädchen betrifft. Die meisten Menschen fliehen in der Hoffnung auf ein sichereres, besseres Leben.  

Nach eigenen Angaben erreichen sie Libyen entweder freiwillig oder aber gewaltsam, gezwungen von Menschenhändler*innen oder bewaffneten Gruppen. In Libyen selbst erleben viele Folter, Ausbeutung und Missbrauch und sehen schließlich in der Überfahrt über das Meer den einzigen Ausweg.

„Ich wurde in ein Gefängnis in Tripoli gebracht – Ain Zara heißt es. Dort war ich wochenlang eingesperrt. Meine Familie musste 1.200 Dollar für meine Freilassung zahlen. Während der Haft wurde ich gefoltert und misshandelt.“

John*, 17 Jahre, aus Eritrea - gerettet im Januar 2025

Von den 1.948 Geretteten im Jahr 2024 waren 8 % Frauen (152), deutlich weniger als der Durchschnitt von 14 % seit 2016. Viele von ihnen reisten mit kleinen Kindern. Laut einem UN-Bericht von 2024 sind 90 % aller Frauen, die das zentrale Mittelmeer überqueren, während ihrer Flucht sexualisierter Gewalt ausgesetzt [6]. Die Folgen sind psychische Traumata, Verletzungen, sexuell übertragbare Krankheiten und ungewollte Schwangerschaften.

Rund ein Fünftel der Menschen, die wir 2024 gerettet haben, war jünger als 18 Jahre.  Viele Minderjährige reisten allein, ohne Eltern oder erwachsene Betreuungsperson. Unbegleitete Kinder und Jugendliche gehören zu den vulnerabelsten unter den Geretteten. An Bord erhalten sie medizinische Versorgung, psychologische Betreuung sowie besonderen Schutz durch das Protection Team, bestehend aus Fachpersonal der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) und SOS MEDITERRANEE. Nach der Anlandung in einem sicheren Hafen werden sie an geeignete Betreuungseinrichtungen für unbegleitete Minderjährige weitervermittelt.

31 Herkunftsländer im Jahr 2024

Von den 1.948 Menschen, die 2024 von der Ocean Viking gerettet wurden, kamen die meisten Menschen aus Syrien (518 Personen - mehr als ein Viertel der Geretteten), Bangladesch (343 Personen), Eritrea (197 Personen), Pakistan (175 Personen) und Äthiopien (138 Personen).

Die fünf am häufigsten vertretenen Herkunftsländer im Jahr 2024 waren allesamt von Konflikten und diversen Formen der Unterdrückung der Zivilbevölkerung betroffen. Unabhängig von ihrer Herkunft erzählten viele Menschen an Bord der Ocean Viking, dass sie aufgrund von Krieg, Gewalt und Hunger ihr Land verlassen mussten und oft monatelang oder jahrelang unterwegs waren, bevor sie über Libyen oder Tunesien schließlich die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer antraten.

So stammen zum Beispiel viele der geretteten Menschen aus Syrien, wo der jahrzehntelange Krieg Millionen Menschen zur Flucht gezwungen hat. Obwohl das Regime von Baschar Al-Assad im Dezember 2024 gestürzt wurde, befinden sich viele Syrer*innen weiterhin auf der Flucht und erreichen Europa nach wie vor über das Meer.

„Mein Mann wurde vor einem Jahr bei einem Bombenangriff getötet. Ich habe ein Foto von ihm, blutüberströmt. Hier, schau. Mein Haus wurde zerstört und mein jüngster Sohn verletzt.“

Maha*, 48 Jahre, aus Syrien - gerettet 2021

Auch Bangladesch, das rund eine Million geflüchtete Rohingya aus Myanmar [1] aufgenommen hat, leidet unter extremer Armut, politischer Gewalt gegen Oppositionelle [2] und immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen [3]:

„Meine Familie betreibt Landwirtschaft, aber der Klimawandel trifft Bangladesch hart – schwere Überschwemmungen haben fast all unser Land zerstört.“

Fahim*, 35 Jahre, aus Bangladesch - gerettet 2022

* Die Namen wurden zum Schutz der Überlebenden geändert.

Referenzen:

[1] Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) https://data.unhcr.org/fr/country/bgd  

[2] Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) https://www.ohchr.org/fr/press-releases/2025/02/bangladesh-un-report-finds-brutal-systematic-repression-protests-calls  

[3] Vereinte Nationen (UN)  https://news.un.org/fr/story/2024/11/1150496  

[4] UNHCR https://data.unhcr.org/en/situations/sudansituation  

[5] UNHCR https://www.unhcr.org/where-we-work/countries/sudan  

[6]  UNHCR https://www.unhcr.org/media/journey-no-one-cares-if-you-live-or-die-abuse-protection-and-justice-along-routes-between-1  

Credits Titelbild: Jérémie Lusseau

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